Neues Gesetz: Sterbehilfe für Kinder in Belgien möglich

Belgien ist das erste Land der Erde, in dem die Sterbehilfe für Kinder unter bestimmten Umständen möglich ist. Minderjährige haben somit die Option, von Ärzten Medikamente zu bekommen, die das eigene Leben terminieren. Zuvor gab es heftige Debatten im gesamten Land und im Rest der Welt. Das belgische Parlament stimmte am Donnerstag, den 13.02.2014 darüber ab – 86 zu 44 Stimmen für das neue Gesetz und 12 Parlamentarier, die sich enthielten. Damit das Gesetz gültig wird, muss letztendlich König Philippe unterschreiben. Ein formaler Akt und das neue Gesetz ist beschlossen – doch unter welchen Bedingungen wird es angewendet?

 

Sterberecht für Kinder – besondere Rahmenbedingungen

Kinder können in Belgien das Sterberecht nur unter besonderen Rahmenbedingungen verlangen. Zuvor muss festgestellt werden, dass die vollständige Urteilsfähigkeit des Kindes vorliegt und die Person unheilbar krank ist. Darüber hinaus müssen natürlich auch die Eltern des Kindes zustimmen sowie ein psychologisches Gutachten erstellt werden. Das neue Gesetz soll zum Beispiel zum Einsatz kommen, wenn ein jugendlicher Mensch eine tödliche Krankheit hat und sich hier im Endstadium befindet und so gut wie nichts mehr für ihn getan werden kann. Gerade der Aspekt der vollen Urteilsfähigkeit trägt zu den heftigen Debatten im Lande bei. Es gibt stimmten, die der Meinung sind, dass die Kinde vor allem durch ihre unheilbare Krankheit eine gewisse Reife erlangen und daher rational urteilen können. Umfrage in der belgischen Bevölkerung erhaben, dass etwa ¾ der Menschen im Land die Sterbehilfe für Kinder befürworten.

 

Sterbehilfe seit 2002 für Erwachsene ab 18Jahren erlaubt

Belgien hat im Jahr 2002 genau wie die Niederlande die aktive Sterbehilfe per Gesetz genehmigt. Bereits im Jahr 2003 gab es 235 Personen, die ihr Leben aktiv beenden wollten, im Jahr 2012 stieg die Zahl offiziellen Berichten zur Folge auf 1432 Menschen. Ob in der Vergangenheit aktive Sterbehilfe (nicht gesetzeskonform!) geleistet wurde, wird zwar immer wieder diskutiert, jedoch nicht offen zugegeben, da es eine Straftat wäre.


Kritik aus Deutschland am neuen Gesetz

Vor allem auch aus Deutschland kommen viele kritische Stimmen am neuen Gesetz der Belgier. Da wird von Abweichung der europäischen Linie gesprochen sowie von dem Verlust des humanitären Denkens. Während die Belgierinnen und Belgier in dieser Diskussion offenbar deutlich weiter vorangeschritten sind und ein großer Teil der Bevölkerung nicht gegen das Gesetz ist, gibt es aus Deutschland fast ausschließlich Stimmen, die nicht mit dem neuen Gesetz sympathisieren. Ob und wie es letztendlich angewendet wird und wie hoch die Zahlen der nächsten Jahre sein werden, bleibt abzuwarten. Ebenfalls bleibt zu beobachten, ob in Zukunft entsprechende Diskussionen auch in Deutschland geführt werden.