Atomkraft aus Belgien, und die Jodtabellten liegen bald im Schrank! – ist das noch vertretbar?

Seit einigen Jahren gelangen immer wieder neue Hiobsbotschaften aus den belgischen Atomkraftwerken in die Medien. Gerade in den deutschen Medien wird dabei immer wieder auf die Gefahr hingewiesen, die durch die alten Meiler verbreitet wird, die laut Meinung vieler längst abgeschaltet werden müssen. Belgien hingegen möchte seine Atomkraftwerke möglichst lange am Netz halten, denn das kleine Nachbarland hat große Engpässe in der Versorgung mit Energie, doch der Reihe nach.

 

Wo stehen belgische Atomkraftwerke und was leisten sie?

In Belgien gibt es in Tihange (etwa 70km von Aachen) sowie in Doel bei Antwerpen jeweils ein Atomkraftwerk. Im Umkreis von knapp 70 Kilometer um das Atomkraftwerk von Antwerpen leben insgesamt etwa 9 Millionen Menschen, es handelt sich also um einen sehr dicht besiedelten Lebensraum, mitten in Europa.

 

Das Atomkraftwerk Tihange hat 3 Reaktorblöcke, die in Betrieb sind, in Doel sind es insgesamt 4 Reaktorblöcke. Die 3 Blöcke in Tihange produzieren zusammen brutto leicht über 3 Megawatt Strom, die 4 Blöcke in Doel kommen zusammen brutto auf knapp unter 3 Megawatt. Es handelt sich jeweils um Druckwasserreaktoren. Druckwasserreaktoren nutzen Wasser zur Kühlung. Im gesamten System ist der Druck so hoch, dass das Wasser beim Betrieb des AKWs nicht siedet.

 

Es ist anzumerken, dass in Belgien rund 54% der Energie über die Kernkraft und somit aus den belgischen Atomkraftwerken erzeugt wird. Dies ist einer der Gründe, weshalb der Betrieb der Kraftwerke für Belgien so wichtig ist.

 

Wie alt sind die belgischen Atomkraftwerke?

In Tihange wurde der erste Block des Atomkraftwerkes im Jahr 1975 in Betrieb genommen. Die weiteren beiden Reaktorblöcke folgten wenige Jahre später, so dass seit 1985 alle 3 Reaktorblöcke in Betrieb sind.

 

In Doel wurde der erste Block 1974 in Betrieb genommen, womit es sich derzeit um den ältesten belgischen Reaktorblock in Betrieb handelt. Die weiteren Blöcke würden bis 1985 in Betrieb genommen.

 

Welche Probleme und Störungen gibt es bei den belgischen Atomkraftwerken?

Im Alltag ist es schwierig, zu erkennen, welche Störung genau vorliegt, denn oftmals vermelden die Betreiber des AKWs lediglich, dass es sich um eine technische Störung handelt und die entsprechenden Reaktoren ordnungsgemäß außer Betrieb genommen wurden. In Tihange kam es z.B. 2013 zu einem Problem mit der Wasserleitung (siehe: http://www.aachener-zeitung.de/lokales/region/erneut-stoerung-atomkraftwerk-tihange-vom-netz-1.629042). In Doel kam es 2016 vermutlich zum Ausfall einer Kühlwasserpumpe (siehe: http://www.rp-online.de/panorama/ausland/doel-weitere-panne-in-einem-belgischen-atomkraftwerk-aid-1.5888828).

Eines der Hauptprobleme der alten belgischen Atomkraftwerke seien jedoch die Risse, die sich in den Reaktordruckbehältern befinden. Die feinen Haarrisse werden von Experten untersucht und teilweise soll es sich um mehrere tausend handeln (siehe: http://www.taz.de/!5019845/).

Welche Gefahren bestehen für Europa und Deutschland?

 

Natürlich gibt es eine Gefahr für Deutschland sowie für die umliegenden Länder in Europa. Fakt ist, dass niemand sagen kann, wann der nächste Zwischenfall in den belgischen Atomkraftwerken auftritt. Ebenso ist es schwer vorherzusehen, ob die Technik immer funktioniert und die belgischen Atomkraftwerke ohne Probleme heruntergefahren werden, wenn der GAU droht.
 
Die Gefahr ist in jedem Fall vorhanden, nicht umsonst erwägt die belgische Regierung, dass Jodtabletten verteilt werden. Was bei einer Atomkatastrophe passieren kann, dürfte der Menschheit seit der weltweit bekannten Katastrophe von Tschernobyl in Russland ( siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Tschernobyl) mehr als bekannt sein. Auch die Katastrophe von Fukushima aus dem Jahr 2011 (siehe: http://www.zeit.de/thema/fukushima) zeigt, dass die Atomkraft noch immer ein essentielles Thema mit vielen Gefahren darstellt. Zudem gibt es noch immer keine Endlagerstätten.

 

Belgien braucht Alternativen – Planungen an der belgischen Küste

Alternativen zur Atomkraft werden nicht nur in Deutschland, sondern auch in Belgien geprüft und geplant. Seit einiger Zeit wird in Belgien geprüft, ob vor der eigenen Nordseeküste ein gigantischer Pumpspeicher installiert werden kann (siehe: http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/belgien-plant-kuenstliche-nordsee-insel-als-pumpspeicher-a-1041411.html). Dieser könnte ein Anfang sein, wie alternative Energiequellen zur Atomkraft genutzt werden können. Darüber hinaus gibt es vor der belgischen Küste bereits jetzt einige Windparks, die zusätzlich Strom erzeugen.

 

Es scheint, als hätte die Menschheit noch nicht viel gelernt aus den Atomkatastrophen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte. Während hierzulande über regenerative Energien nachgedacht wird, gibt es in Ungarn sowie Großbritannien aktuelle Planungen, neue Atomkraftwerke zu errichten.